Das Wenige und das Wesentliche

Den Anfang des Lesesommers machte das schön gebundene Buch von John von Düffel „Das Wenige und das Wesentliche – ein Stundenbuch“ (Dumont 2022) ist ein faszinierender Versuch, sich dem zu nähern, was im Leben wesentlich ist und abzulassen von dem dem, was nur behindert und den Blick verstellt. Der Autor entwirft das Bild eines „modernen Asketen“, der Verzicht übt nicht um den Verzichtens willen, sondern um Ballast abzuwerfen.

In der Askese der Zukunft
Die aus keiner Religion kommt
Und keinem System dient
Geht es nicht ums Verzichten
Es geht darum zu erkennen
Wie wenig ich brauche

Zu dem wenigen, was man braucht, zählt das Positive, das Bejahen. Düffel beschreibt das so:

Bin ich froh, am Leben zu sein?
Wenn ich diese Frage mit Ja beantworten kann
Ist das nicht ‚der Sinn des Lebens‘
Doch es kommt dem sehr nahe

Es ist das Einfachste und das Schwierigste
Sobald man einmal darüber nachdenkt
Etwas Gegebenes und zugleich
Die höchste Form des Gelingens
Lebenskunst

Froh-Sein ist nicht alles
Aber mehr als gedacht
Wie alles Positive wird es unterschätzt
Es ist so elementar
Dass man es leicht übersieht

Das Negative fängt oft damit an
Dass man das Positive nicht zu schätzen weiß

Ödipus und Hiob spielen als „Metatypen“ eine große Rolle in dem Buch. Und natürlich auch der ewige [[Und immer wieder|Steineschieber]], der hier als „Sisyphos des Konsums“ untersucht wird:

Dass die materiellen Bedürfnisse unerfüllt bleiben
Ist kein Manko des Systems sondern sein Motor
Ihre Unerfüllbarkeit durch dieses oder jenes Produkt
Sorgt für den Konsum nach dem Konsum
Er ist der Garant für Wachstum

Weil ich nie bekomme, was ich wirklich brauche
Bekomme ich nie genug

Es hat Freude gemacht, diesen Gedanken zu folgen, sich auf die knappe Form einzulassen, die um alles überflüssige entkleidete Sprache auf sich wirken zu lassen. Eines ist dieses Buch jedenfalls nicht: Ein weiterer Selbstoptimierungsratgeber, ein Achtsamkeitsprediger. Das ist wohltuend.