Aus dem Zement die Blume

Die mir bis dahin unbekannte österreichische Dichterin Christine Lavant (1915-1973) schrieb das Gedicht “Sag mir ein Wort”, das auf Lyrikline komplett nachzulesen ist.

Sag mir ein Wort, und ich stampfe dir
aus dem Zement eine Blume heraus

Christine Lavant durchlebt in Österreich zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Kindheit, die einen erschauern lässt. Bereits mit fünf Wochen erkrankt sie an Skrofeln, sie erblindet fast, Lungenentzündungen suchen sie immer wieder heim. Mit drei Jahren wird sie im Krankenhaus als „nicht mehr lebensfähig“ aufgegeben. Sie strickt für ihren Lebensunterhalt, heiratet und nachdem die Eltern schnell gestorben waren, schreibt sie in ihren Erinnerungen:

*Aber dann wurde mir eines Tages, wider meinen Willen, ein Band Rilke-Gedichte aufgedrängt die ich nur mitnahm um die Bibliothekarin nicht zu kränken. Ich wusste von Rilke gar nichts und Gedichte mochte ich überhaupt nicht lesen weil man dabei nicht stricken kann. Nun – ich habe sie doch gelesen und dann ist es wie ein Wolkenbruch über mich gekommen und ich habe eine Weile fort fast Tag und Nacht nur Gedichte gedichtet.“ *

Man muss den Bibliothekarinnen und Bibliothekaren danken und sie ermuntern, den Menschen Bücher aufzudrängen. In der Folge bekommt Christine Lavant zwei Mal den Trakl-Preis und 1970 auch den Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur verliehen.

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Hans Carl Artmann (1921-2000) schrieb dieses schwarzlaunige Stück unter dem Titel “Wenn im Öflein’s Feuer kracht” als Teil einer Sammlung von Kinderreimen. Nachzulesen auf Planet Lyrik.

Tropfen leise

Der aus Hannover stammende Kurt Schwitters (1887-1948) ist Urheber dieses Gedichts, das mit “Frühe rundet Regen blau” betitelt ist und um 1919 entstand. Auf Planet Lyrik kann man es ganz nachlesen.

Arm, nicht reich

Die österreichische Kinderbuchautorin Christine Nöstlinger (1936-2018) schrieb die Auszählreime, zu denen auch dieses boshafte Stück gehört. Das ganze Gedicht gibt’s auf Lyrikline.

An das Publikum

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