Siddhartha

24 Juni 2025

„Siddhartha“ von Hermann Hesse steht bei uns in der Ausgabe von Suhrkamp Taschenbuch im Regal, die 16. Auflage aus dem Jahr 1981. Auf dem Vorsatz mein Name und das Datum 4. 11.1981. Jetzt habe ich es zum ersten Mal (zu Ende) gelesen, parallel zu einer Biografie des Autors.

An zwei heißen Tagen habe ich mich an das Buch gewagt, bei offenen Fenstern, die Geräusche von draußen haben eine sommerliche Tönung. Ich schreibe übrigens „gewagt“, weil die Schulzeit mich gelehrt hat, dass Hesse schwer zu verstehen ist, zumindest seine späteren Hauptwerke wie „Steppenwolf“ und „Glasperlenspiel“. 

Hesse erzählt das Leben von Siddhartha, dem Sohn eines Brahmanen im sechsten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, der sich zusammen mit seinem Freund  aufmacht, Erleuchtung und Weisheit zu finden. Eine spirituelle Selbstfindung. Aber alle „Methoden“ wie Askese, mönchisches Leben, Anhäufung von Wissen, dem Folgen eines Lehrers und das Leben nach einer Lehre, zeigen Siddhartha nur die Vergeblichkeit seines Strebens. Aber er findet einen Weg, als er aufhört, danach zu suchen. 

Anfechtungen, Irrtümer, Verfehlungen, Blindheit – wessen Leben ohne diese Stationen verläuft, der kann sich getrost von diesem Buch fernhalten. Und auch jene, die fest glauben, die „Wahrheit“ schon zu besitzen, benötigen das Buch nicht. Zweifler, vom Leben lädierte und jene, die sich von der ruhigen, fließenden, märchenhaft anmutenden Sprache in den Bann ziehen lassen, können die 120 Seiten mit Gewinn lesen. Und sich durchaus auch ein wenig erschüttern lassen. 

Das Buch erschien 1922, ich freue mich, es jetzt gelesen zu haben. Ich sage ja immer, wenn die Zeit gekommen ist, kommt das Buch zu dir. Klingt esoterisch, furchtbar. Ist aber so. 

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