Unheimliche Geschichten

Als wir unsere Bücher für einen Umzug in Kisten packten, begriff ich, dass einige davon nicht gelesen oder nur angelesen sind. Dies möchte ich ändern.

Die Bücher des  Manesse-Verlags gefielen mir eine Zeitlang sehr, ihr handliches Format, ihre Konzentration auf klassische Werke ("Bibliothek der Weltliteratur") und manches Mal auch der Einband aus gefärbtem Leder.

"Unheimliche Geschichten" sind 1956 auf den Markt gekommen, waren unverändert noch Anfang der 80er Jahre im Handel. Als Leser von Poe und Lovecraft hatte ich in dieser Zeit ein Faible für das Gruselige, habe die enthaltenen kurzen Geschichten aber nie gelesen. Sie waren mir wohl zu betulich. 

Heute weiß ich den Stil zu schätzen, die überkommenen Worte, langen Sätze und den gepflegten Horror - all das von Dickens, Le Fanu, Maupassant, Hardy oder Turgenjew, Kleist und Scott. In Puschkins "Sargmacher" zum Beispiel treffen sich die ehemaligen Kunden des Handwerkers zu einem Fest, in mehr oder weniger aufgelöstem Zustand. 

Der Sargmacher war kurz zuvor in ein neues Haus gezogen und 

als er gar die noch ungewohnte Schwelle überschritt und in seiner Wohnung nichts als Wirrwarr vorfand, da seufzte er fast seinem verwitterten Häuschen nach...

Es ist immer witzig, schön, erhellend oder manchmal auch heftig, in Büchern die eigene Situation beschrieben zu finden. Das leinengebundene Buch ist heute antiquarisch für etwa 10 bis 20 Euro zu bekommen. Der Manesse-Verlag selbst hat eine wechselvolle Zeit hinter sich und ist heute unter dem Dach von Penguin Random House (ehem. Bertelsmann) untergekommen. 

In diesem Zusammenhang habe ich gelernt, dass auch die FAZ (der Verlag, der die Frankfurter Allgemeine Zeitung herausbringt) eine Zeitlang Eigentümer von Verlagen wie der DVA, Kösel und eben auch dem Manesse-Verlag war. 2005 wurden die Verlage verkauft. 

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