Müsste schießen
Mein Satz ist eigentlich kein Vers. Oder vielleicht doch, ein Satz fast wie ein Vers:
Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen.
Der berühmteste Konjunktiv der Sportgeschichte. Dazu ein kleiner Auszug, von einem der es viel besser einordnen kann als ich.
„Und wenn Rahn schösse? Wenn er träfe? Wenn es beim 3:2 bliebe, wenn Deutschland Weltmeister würde, nach dem von Deutschland entfesselten, von Deutschland verlorenen Krieg, nach Völkermord, nach Verbrechen und Schande? Der Konjunktiv markiert den Moment vor dem Moment. Ein Schuss nur, und Deutschland wäre wieder aufgenommen in den Kreis der zivilisierten Nationen – etwas ginge zu Ende, etwas Neues könnte beginnen. Und Rahn? ‚Rahn schießt!‘ Und trifft – in den Worten Herbert Zimmermanns ‚Toooor! Toooor! Toooor! Toooor!“ (aus: Hauke Goos, Schöner Schreiben,dva).
Mein Dank geht an den Künstler Thilo Schmautz, Special Guest der Verse-Rubrik; er sandte mir diesen „Vers“, der uns auch heute noch, in der Wiederholung der Rundfunkreportage, unter die Haut geht.