die mir wegen ihrer Sprache, ihrer Bilder und auch wegen ihrer Aussage sehr gefallen haben. Bei einigen ist ein Link auf das komplette Gedicht dazugestellt. Der Klick lohnt sich, denn ein Vers allein sagt ja nicht viel.
Rote Tropfen streut der Mohn
Theodor Kramer, Lied am Bahndamm (Link)
über Hand und Stätte
oder ist alles Andere
Rose Ausländer, Es ist alles anders (Link)
anders
als wir es sehen
Der Himmel sieht verbummelt aus und bleich
Alfred Lichtenstein: Die Dämmerung, 1913. (Link)
als wäre ihm die Schminke ausgegangen.
Sag mir ein Wort, und ich stampfe dir
Christine Lavant: Sag mir ein Wort. (Link)
aus dem Zement eine Blume heraus
Einer ist reich
Christine Nöstlinger: Auszählreime (Link)
und einer ist arm,
einer erfriert
und einer hat’s warm.
Die Karussells drehn sich im Kreise.
Erich Kästner: September. (Link)
Und was vorüber schien, beginnt.
Einer schreit Hilfe, doch niemand hört.
Wolf Wondratschek: Die Gedichte. (Link)
Ich sage, angenehm diese Wohnung,
wo einer schreien kann
und nicht stört.
Ich jedenfalls
Heinz Czechowski: Immerwährender Sontag (Link)
Lebe am Sonntag,
Mit den Dienst- und Freitagen
habe ich nichts zu tun, selbst
der Donnerstag
Ist mir egal.
was brauchst du? einen Baum ein Haus zu
Friederike Mayröcker: was brauchst du (Link)
ermessen wie groß wie klein das Leben als Mensch
Und weil ich ein Esel, so rat ich euch,
Heinrich Heine: Die Wahlesel (Link)
den Esel zum König zu wählen;
wir stiften das große Eselreich,
wo nur die Esel befehlen.
Wo nichts verharret, alles flieht,
Goethe „Als Allerschönste bist Du anerkannt“ (Link)
Wo schon verschwunden, was man sieht;
Was ich habe, will ich nicht verlieren, aber
wo ich bin, will ich nicht bleiben, aber
Thomas Brasch: „Was ich habe, will ich nicht verlieren“ (Link)
Und ein einziger Ausblick: am Horizont
scheint Himmel auf Erden zu sein.
Kurt Brinkmann, „Sisyphos“ (Link)
Der Name ists, der Menschen zieret,
weil er das Erdenpack sortieret –
bist du auch dämlich, schief und krumm:
Du bist ein Individuum.
Kurt Tucholsky, Schall und Rauch, 1913
Der reinen wolken unverhofftes blau
Erhellt die weiher und die bunten pfade
Stefan George, komm in den totgesagten park,
1895 (Link)
Es ist doch so, laut EMNID folgt für 44%
Peter Rühmkorf: Aufbruch vor Morgen (Link)
aller Bundesbürger auf den Tod das Nichts.
Von denen völlig zu schweigen, für die nach dem Nichts
gleich der Tod kommt
Um Alter und Weisheit wett-
Rolf Haufs, Peppino Portiere
Eiferte er mit einem Eukalyptusbaum.
Ich muß endlich begreifen,
Elisabeth Borchers, Zeit. (Link)
daß ich Zeit habe.
Nein, wir wollen noch einen Liter saufen
Hermann Hesse, Abend mit Doktor Ling (1926)
Und uns eine Brissago kaufen,
Mehr bietet dieses dumme Leben nicht.
Grüne Tropfen tropfenweise
Kurt Schwitters, Frühe rundet Regen blau (ca. 1919)
Leise Tropfen tropfen leise
Du wardst nicht die Speise der stummen Brut?
Gustav Schwab, Der Reiter und der Bodensee
Der hungrigen Hecht’ in der kalten Flut?
Ich bin der Geheimnisse lächelnder Ketzer
Hugo Ball, Intermezzo (1923/24)
Ein Buchstabenkönig und Alleszerschwätzer
aus: 1000 Deutsche Gedichte, Insel
Ich fürcht mich so vor der Menschen Wort
R.M. Rilke, Ich fürcht mich so vor der Menschen Wort, 1898
sie sprechen alles so deutlich aus
Wie schafft ein einziges Vaterland
Peter Rühmkorf „Heinrich-Heine-Gedenklied“
nur so viel Dunkelheit?
aus: „Aufwachen und Wiederfinden“, Insel 2007
Ich höre des gärenden Schlammes
Theodor Storm, Meeresstrand (1853/54)
geheimnisvollen Ton