Die Verse im Überblick

Auf einer Wand sind viele Buchcover wie eine Tapete aufgeklebt
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Eine zufällige Sammlung von Versen, die mir wegen ihrer Sprache, ihrer Bilder und auch wegen ihrer Aussage sehr gefallen haben. Bei einigen ist ein Link auf das komplette Gedicht dazugestellt. Der Klick lohnt sich, denn ein Vers allein sagt ja nicht viel.

Das Foto zeigt einen Buchverkaufsstand in Amsterdam.


Verse

Einer schreit Hilfe,
doch niemand hört.
Ich sage, angenehm diese Wohnung,
wo einer schreien kann
und nicht stört.

Wolf Wondratschek: Die Gedichte. Zweitausendeins, Frankfurt a.M. 2007. Das Gedicht auf Planetlyrik
was brauchst du? einen Baum ein Haus zu
ermessen wie groß wie klein das Leben als Mensch
Friederike Mayröcker: was brauchst du
Das ganze Gedicht auf Lyrikline

Ich jedenfalls
Lebe am Sonntag,
Mit den Dienst- und Freitagen
habe ich nichts zu tun, selbst
der Donnerstag
Ist mir egal.

Heinz Czechowski: Immerwährender Sontag
Das ganze Gedicht auf PlanetLyrik

Wo nichts verharret, alles flieht,
Wo schon verschwunden, was man sieht;

Johann Wolfgang von Goethe „Als Allerschönste bist Du anerkannt“

Und ein einziger Ausblick: am Horizont scheint
Himmel auf Erden zu sein. 

Kurt Brinkmann, Sisyphos (auf PlanetLyrik)

Der Name ists, der Menschen zieret,
weil er das Erdenpack sortieret –
bist du auch dämlich, schief und krumm:
Du bist ein Individuum.

Kurt Tucholsky, Schall und Rauch, 1913

Der reinen wolken unverhofftes blau
Erhellt die weiher und die bunten pfade

Stefan George, komm in den totgesagten park, 1895
(Gedicht auf Lyrikline)

Es ist doch so, laut EMNID folgt für 44%
              aller Bundesbürger auf den Tod das Nichts.
Von denen völlig zu schweigen, für die nach dem Nichts
              gleich der Tod kommt

Peter Rühmkorf: Aufbruch vor Morgen
das ganze Gedicht auf Lyrikline

Um Alter und Weisheit wett-
Eiferte er mit einem
Eukalyptusbaum.

Rolf Haufs, Peppino Portiere
(aus 1000 Deutsche Gedichte, Suhrkamp 1994)

Ich muß endlich begreifen,
daß ich Zeit habe.

Elisabeth Borchers, Zeit. Zeit (Suhrkamp, 2008)
(bei Planet Lyrik)

Nein, wir wollen noch einen Liter saufen
Und uns eine Brissago kaufen,
Mehr bietet dieses dumme Leben nicht.

Hermann Hesse, Abend mit Doktor Ling (1926)
(*Brissago am Lago Maggiore war Stätte einer geschätzten Tabakmanufaktur)

Ich höre des gärenden Schlammes
geheimnisvollen Ton

Theodor Storm, Meeresstrand (1853/54)

Wie schafft ein einziges Vaterland
nur so viel Dunkelheit?

Peter Rühmkorf „Heinrich-Heine-Gedenklied“
aus: „Aufwachen und Wiederfinden“, Insel 2007

Ich fürcht mich so vor der Menschen Wort
sie sprechen alles so deutlich aus

R.M. Rilke, Ich fürcht mich so vor der Menschen Wort, 1898

Ich bin der Geheimnisse lächelnder Ketzer
Ein Buchstabenkönig und Alleszerschwätzer

Hugo Ball, Intermezzo (1923/24)
aus: 1000 Deutsche Gedichte, Insel

Du wardst nicht die Speise der stummen Brut?
Der hungrigen Hecht’ in der kalten Flut?

Gustav Schwab, Der Reiter und der Bodensee

Grüne Tropfen tropfenweise
Leise Tropfen tropfen leise

Kurt Schwitters, Frühe rundet Regen blau
(ca. 1919)

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