Dieser Artikel ist Teil der Serie „Arten im Garten“ mit dem Ziel, möglichst viele Pflanzen und Tiere, die ich im Garten erkennen konnte bzw. glaubte zu erkennen hier vorzustellen.
Noch ein Hinweis in eigener Sache: Die Bestimmung der Arten ist mitunter sehr schwierig. Ist mir ein Fehler unterlaufen, so würde ich mich über einen Hinweis sehr freuen.
Die Haubenmeise
2024 im Herbst kommt es doch noch zu zwei neuen Begegnungen im Garten. Im Hintergrund und damit im Schutz der Bäume findet sich die Haubenmeise, ein wenig später sichte ich sie auch am Meisenknödel, aber nur ein einziges Mal. Obwohl sie nicht allzu selten ist, sehe ich hier zum ersten Mal eine Haubenmeise.
Das Wintergoldhähnchen
Ebenso im Schutz des Sträucher entdecke ich 2024 einen Winzling, der sich als Wintergoldhähnchen herausstellt. Mit rund neun Zentimetern Größe gehört es zu den kleinsten Vogelarten in Europa. Wohl fühlt es sich in der Nähe alter Fichten.
Die Blaumeise
Gut, der Specht ist größer und der Eichelhäher stärker. Aber die Blaumeise ist trotzdem Chef am Futterring und lässt sich von kaum einem Gast abhalten. Sie ist selten allein da, während die eine futtert, putzen die anderen ihre Schnäbel und warten auf ihren „Slot“ für den Landeanflug. Man findet sie aber auch allesamt zur gleichen Zeit am Knödel. Die Blaumeise ist sehr virtuos, ihre Konkurrentin ist die größere Kohlmeise. Marder, Specht, aber auch das Wetter zählen zu ihren Feinden.
Der Kleiber
Der Kleiber war uns bis auf wenige flüchtige Sichtungen im Wald unbekannt. Ihn als Gast begrüßen zu dürfen ist uns daher ein Vergnügen. Der Kleiber wirkt ein wenig wie ein „Spaßvogel“, mit seiner Maske, die auch die Blaumeise so ähnlich um die Augen hat und der Angewohnheit, kopfüber am Meisenknödel zu hängen.
Der Kleiber hat seinen Namen vom „kleben“, schmiert er doch die Nestlöcher von Spechten oder anderen Vögel gern mit Lehm zu. Sollten die dann wegen Mietmobbing ausziehen, freut sich der Kleiber über ein gemachtes Nest. Das Verhalten passt irgendwie zu diesem „Cleverle“. Sein Schnabel ist stark genug, auch größere Nüsse zu knacken, die dazu gern in eine Astspalte eingeklemmt werden. Im Gegensatz zum Specht kann der Kleiber kopfüber den Baum herunterklettern (2021 – 2024)
Die Amsel
Wir genießen den Gesang der Amsel (Turdus merula) am Morgen (verschlafen ihn aber auch oft genug) und am Abend, wenn sie auf dem Dachgiebel sitzt und ihre frohe Melodie hinausflötet. Leider hatten wir bald nach dem Einzug eine tote Amsel zu beklagen, die in Panik vor einer Katze floh und gegen ein Fenster prallte. Im Winter verfolgen wir die Lernkurve der Amsel, die es vorzieht, den Boden unter dem Futterbehältnis nach Körnern absucht, aber zunehmend das Vogelhaus anfliegt (2021 – 2024)
Die Beatles sangen vom „Blackbird“ (und stellten den Vogel sinnbildlich für eine diskrimierte afro-amerikanische Frau in den USA), Kate Bush lässt auf ihrem Album „Aerial“ eine Amsel singen, der französische Komponist Olivier Messiaen widmete der Amsel ein Kammermusikstück und der verstorbene Jeff Beck imitiert auf seiner E-Gitarre meisterhaft ihren Gesang (Blackbird).
Die Kohlmeise
Sie tritt meistens im Trupp an, gern am Vormittag, ganz so, als gäbe es feste Zeiten für den Besuch der Futterstation. Meistens sind sie zu dritt und während zwei am Knödel hängen, passt die dritte Kohlmeise auf. Vom Specht lässt sie sich verdrängen, der Kleiber teilt tüchtig aus, ansonsten sind die Kohlmeisen eine Macht im Garten. Im Sommer findet man sie gern am späteren Nachmittag im Vogelbad, wo sie ausgiebig ihr Gefieder säubert.
Insekten und Spinnen stehen auf ihrem Speiseplan, im Winter nimmt sie Körner, vor allem wenn sie in Talg oder Fett enthalten sind. Im Vergleich zur Blaumeise, zur Weidenmeise und zur Schwanzmeise ist sie der häufigere Gast im Garten. Der Kohl im Namen der Meise hat nichts mit dem Wintergemüse zu tun, rührt vielmehr vom „kohle-schwarzem“ Gefieder am Kopf und am Brustband her.
Maus & Reh
Der Buchfink
Er gehört zu den häufigsten Vogelarten in Deutschland und doch habe ich den Buchfink (Fringilla coelebs) hier in Oberkochen zum ersten Mal „richtig“ sehen können. Er hält sich meist am Boden auf, pickt dort die Körner auf, die die anderen Vögel fallen lassen. Zu den anderen Jahreszeiten gilt sein Interesse Kleininsekten, dann kämmen einige Buchfinken zusammen die Wiese nach Nahrung ab… Im Foto sieht man ein Männchen, dessen fast blaues „Käppi“ im Winter eher graubraun gefärbt ist.
Der Kleinspecht
Der Buntspecht ist aber klein geraten! Doch der gesichtete Specht war mitnichten ein „Bunter“, sondern der Kleinspecht. Der misst etwa 15 Zentimeter und der erste Anflug an den Ahorn endete relativ unsanft. Dann aber bewegt er sich flink und sicher wie auch der Kleiber.
Der Kleinspecht hält sich gern in den Baumkronen auf. Dort sucht er Blattläuse oder andere kleine Insekten. Nachdem er, scheuer als der Buntspecht, am Meisenknödel gepickt hat, fliegt er im typischen „Bogenflug“ der Spechte davon. Seine Besuche waren regelmäßig, als hätte er die Uhr gestellt.
Kleinspechte „frieren ein“: Konkurrenten sitzen sich am Stamm gegenüber, bewegen sich nicht, aber die Kopffedern sträuben sich und die Schwingen werden angespannt. Bis einer die Nerven verliert und wegfliegt…
Der Gartenrotschwanz
Im März 2023 tauchte der Gartenrotschwanz zum ersten Mal bei uns auf. Deutlich scheuer und vorsichtiger als seine Verwandten, die Rotschwänzchen, beäugt er zuerst das Terrain von der Fichte aus, um sich dann schnell auf dem Boden unter den Meisenknödeln von den Brosamen zu bedienen. Und dann ist er meist auch schon wieder weg. Er fiel uns auf, weil das Rot der Brust kräftiger wird und durch das fast dunkle Schwarz mehr kontrastiert. Der Gartenrotschwanz ist ein Wandervogel, der südlich der Sahara überwintert, er schätzt Gärten, die nicht so aufgeräumt sind, sagt der Nabu auf seiner Porträtseite. Da haben wir etwas gemeinsam.
Die Rabenkrähe
Davon gab es in Stuttgart eindeutig wesentlich mehr, hier sind Rabenkrähen nur in kleinen Gruppen anzutreffen. Im Garten sehr selten auf dem Boden, eher so hoch wie möglich in den Bäumen drumherum oder mal in der Nähe vom Abfalltüten in den Straßen.
Die Ringeltaube
2023 begannen (und endeten) ihre Besuche. Mit ihrem trippelnden Schritt kämmen sie zu zweit den Rasen nach Körnern oder anderer Nahrung ab. Sie haben ihre festen Zeiten und ab und zu kann man ihr Gurren hören, das nicht so entnervend ist wie ich das von den Tauben in der Stadt kenne. Reinhold und Roswitha heißen sie, weil sie ein wenig gravitätisch und altmodisch wirken in ihrem taubenblauen Federkleid.
Der Eichelhäher
Der Eichelhäher ist die Nr. 1 am Platz, hierarchisch. Auch der Buntspecht räumt das Feld, wenn der Rabenvogel etwas unbeholfen anfliegt. Im Ahorn angekommen, springt er leichtfüßig auf den Zweig, der der Futterstelle am nächsten ist und pickt sich dann – stets sehr wachsam bleibend – die dicksten Brocken heraus.
Die Vögel gelten als Warnvogel, so sieht man sie im Wald beim Wandern auch eine Zeitlang immer wieder vorausfliegen. Eichelhäher praktizieren, wie die Rotkehlchen, das „Einemsen“. Dazu baden sie auf einem Ameisenhügel in der Ameisensäure, die von den alarmierten Ameisen verspritzt wird. Der Zweck ist möglicherweise die Reinigung des Gefieders von Parasiten.
Der Gimpel
Den Gimpel als Gartengast aufzuführen ist zwar korrekt, aber er ist eher selten und dann in der Kulisse anzutreffen. Meist hält er sich im Hintergrund, sitzt für ein paar Sekunden auf einem Zweig in der Sonne, gern am späteren Nachmittag und ist dann auch schon wieder verschwunden. Seite rote Unterseite fällt in den winterkargen Bäumen auf, der Beiname „Dompfaff“ erinnert an rotgekleidete geistliche Domherren. Der Gimpel gilt als „Simpel“, weil er sich vom Ruf eines gefangenen Artgenossen locken ließ. Dies und seine Könnerschaft, in Gefangenschaft Melodien zu erlernen, haben im 19. Jahrhundert die Zucht und Handel mit Gimpel zu einem blühenden Geschäftszweig gemacht. Der Gimpel ist nicht gefährdet oder selten. Seine Eigenschaft, sich vor allem in dichten Sträuchern zu verstecken, machen ihn zu einem selten gesehenen Vogel.
Otfried Preußler erzählt in seinem Kinderbuch, dass der Zauberer Zwackelmann den Räuber Hotzenplotz in einen Gimpel verwandelt.
Die Goldammer
Der erste neue Gast des Jahres 2023 war die Goldammer. Wir konnten sie im Garten unterhalb der Stelle beobachten, wo im Gesträuch die Meisenknödel hängen. Die Goldammer aber bleibt am Boden und nimmt die herunter gefallenen Körner auf. Sie war allein, was wohl eher ungewöhnlich ist und sie war sehr ausdauernd. So konnte ich sie etwa 30 Minuten in aller Ruhe beobachten und auch fotografieren.
Sie wirkte etwas verhuscht, mit ihrem gegen die Kälte aufgeplustertem Federn und sie duckte sich immer wieder in die Herbstblätter, wenn andere Vögel auffogen. Wie die Amsel zum Beispiel, die meist ebenfalls am Boden bleibt, aber auch versucht, den Meisenknödel direkt anzugehen.
Der Grünspecht
Den Grünen sehen wir seit 2021 jedes Jahr ab und zu am Boden, wenn er auf der Suche nach Ameisen ist. Die mag er vorzugsweise, dazu pickt er Löcher in die Wiese, um dann mit seiner sehr langen Zunge an die Insekten zu kommen. Ein eher seltener Gast im Garten, der zudem sehr auf der Hut ist.
Das Rotkehlchen
Neben den Meisen, Amseln und Finken findet sich regelmäßig das Rotkehlchen bei uns ein. Zuerst am Grund auf der Suche nach Körnern, dann fliegt es aber auch gern zum Meisenknödel. Es ist sehr selbstbewusst und lässt sich von den Meisen nicht abhalten. Typisch ist das Schlagen mit den Flügeln und das Heben des Schwanzes, ohne sich von der Stelle zu rühren. Rotkehlchen haben eine geringe Fluchtdistanz und lassen sich daher auch gut fotografieren. Sie sollen sich wie Amseln und andere der Technik des „Einemsens“ bedienen. Dabei nehmen sie Ameisen mit dem Schnabel auf und ziehen sie durch das Gefieder. Möglicherweise sorgt die Ameisensäure für eine Reinigung von Parasiten.
Den Germanen galt der Vogel als Begleiter des Thor, weil seine rote Brustfarbe an die roten Blitze des Donnergottes erinnerten.
Die Schwanzmeise
Die Schwanzmeisen sind eine wahre Wonne. Nicht selten fallen gleich zehn oder zwölf von Ihnen über den Meisenknödel her, oft sind alle zugleich dort. Ein Vogel schaut oft zu, vielleicht hält er Wache. Springt ein anderer ab, ist er dann an der Reihe. Genauso schnell, wie sie erschienen sind, verschwinden sie auch wieder. Ihr oft sehr helles Federkleid im Winter ist sehr schön.
Der Kernbeißer
2024 haben wir zum ersten Mal Kernbeißer im Garten gesehen. Eine ganze Gruppe turnte am Boden um das Vogelhäuschen herum, um die heruntergefallenen Samen und Körner aufzunehmen. Ihr kräftiger Schnabel und die finkentypische Färbung ist sehr auffällig. Ihren Namen tragen sie wohl zu Recht, mit dem Schnabel können sie auch Kirschkerne knacken.
Die Elster
In der Stadt waren sie forsch, hier auf dem Land sind die Elstern vorsichtig und schnell wieder verschwunden, wenn sich am Fenster ein Gesicht zeigt. Ihr ständiges „Sichern“, das Aufschauen und Umsehen nach allen Seiten haben sie mit ihrem Verwandten, dem Eichelhäher gemeinsam. Diese Elster pickte Körner auf, die Meisen und Kleiber aus dem Vogelhaus geworfen haben.
Werner Volmari
Fotografie