Dieser Artikel ist Teil der Serie „Arten im Garten“ mit dem Ziel, möglichst viele Pflanzen und Tiere, die ich im Garten erkennen konnte bzw. glaubte zu erkennen hier vorzustellen.
Hier finden sich alles blühende Kraut, das zumindest von mir nicht eingepflanzt oder ausgesät wurde. Es sind aber durchaus Pflanzen dabei, die von früheren Hobbygärtnern ausgepflanzt wurden.
Noch ein Hinweis in eigener Sache: Die Bestimmung der Arten ist mitunter sehr schwierig. Ist mir ein Fehler unterlaufen, so würde ich mich über einen Hinweis sehr freuen.
Die Gelben Blüten
Das Jakobskreuzkraut
Giftig schaut es nicht aus, ist es das Kraut aber. Vor allem Weidetiere wie Rinder und Pferde sterben daran. Die Blüten sind giftig und bleiben es auch im gemähtem Zustand. Das Jakobskreuzkraut ist an zwei Stellen im Garten zu finden und ich soll Handschuhe tragen, um es zu entsorgen (2024).
Das Habichtskraut
Sehr viele Arten und ebenso viele Unterarten, die sich für einen Laien kaum unterscheiden. Deshalb belasse ich es hier allgemein bei Habichtskraut, das immer wieder vereinzelt im Garten anzutreffen ist, aber weniger oft als das Orangerote Habichtskraut.
Die Schlüsselblume
Ein schöner Anblick, diese Glockenblüten mit der feinen gelben Farbe und den vornehmen blassgrünen Kelchen.
Umso erfreuter war ich, diese Primel im Garten zu finden. Im Vorjahr muss sie einer Arbeit an der Grenzhecke zum Opfer gefallen sein. Sie hat es uns nicht krumm genommen und ist 2022 mit zwei Blütenstängeln wieder erschienen. Um sicher zu sein, dass es sich nicht um die „Hohe Schlüsselblume“ handelt, müsste man ins Innere der Blüte sehen. Denn dort hat nur die Echte Schlüsselblume kleine orangefarbene Flecken. Der Name „Schlüsselblume“ rührt vielleicht von der doldenartigen, an einen Schlüsselbund erinnernden Form der Blüten. Die Pflanze war 2016 Blume des Jahres.
Das Johanniskraut
Das Echte Johanniskraut wird auch Tüpfel-Hartheu genannt, so identifiziert die App „Flora Incognita“ das gelbblütige Kraut im Garten. Ihre fünfblättrigen Blüten öffnet die Pflanze um den 24. Juni, dem Johannistag herum, daher stammt wohl auch der Name. Auch im Englischen (St. John’s Wort) oder Spanischen heißt das Kraut nach dem Heiligen Johannes, dem Täufer. Das Öl der Pflanze hilft gegen milde Depressionen.
Der Hornklee
Der Gewöhnliche Hornklee (Lotus corniculatus) bekam seinen Namen von der spitz zulaufenden Form seiner Früchte. Die meist gelbblühende Pflanze hat sich in der Wiese wie auch die anderen Kleearten (Weißklee, Rotklee) als Zugpferd für Schmetterlinge und andere Insekten erwiesen. Die NaturaDB zählt auf ihrer Webseite 57 Wildbienen und 47 Schmetterlinge zu den „Freunden“ des Hornklees. Dazu soll der Klee wie die Hülsenfrüchtler insgesamt auch für eine Verbesserung des Bodens sorgen und ist ebenso wie die Vogel-Wicke ein Stickstofflieferant.
Interessant ist, dass der Hornklee gern von Schnecken gefressen wird, die Pflanze aber Blausäure-Verbindungen entwickelt hat, die als Fraßgift wirken. Das ist der alte Gärtnerreflex: Feinde der Schnecken sind meine Freunde.
Der Löwenzahn
Der Löwenzahn ist in seinem Ansehen dem Giersch vergleichbar, er lässt manche Gärtnerschläfe pulsieren. Das liegt wahrscheinlich an seinem verstockten Wesen: Keine Maßnahme bringt ihn zu der Einsicht, unwillkommen zu sein, immerzu treibt er neue Sprosse empor, auch wenn man die Wurzel „nahezu“ komplett rausziehen konnte. Also sollte man den Löwenzahn ein wenig reduzieren, damit er nicht überhand nimmt und sich ansonsten an seinen Blüten erfreuen. Das tun auch die Bienen, für die die Pflanze ein verlässlicher Nahrungsgeber im zeitigen Frühling ist.
Die Pippau
Die Pippau ist eine Gattung, zu der etwa 200 Arten zählen. In Deutschland ist die Wiesen-Pippau sehr verbreitet, allein aus diesem Grund könnte die Pippau im Garten eine davon sein (Wahrscheinlichkeit). Die kleinen haarigen Borsten an den Knospen legen aber auch die Vermutung nah, dass es eine Borsten-Pippau sein könnte. Und vielleicht tummeln sich beide Arten im Garten? Ehrlich, diese Korbblütler sind für einen Laien schwierig zu bestimmen.
Die Pippau ist das klassische Unkraut im Garten und wer es rausrupft, dem entgeht der Anblick vieler kleiner Insekten, die es auf diese Blüten abgesehen haben, zum Beispiel der Kürbisspinne.
Das Scharbockskraut
Häufig ist das Scharbockskraut nicht, es taucht aber immer zuverlässig als eine der frühesten Pflanzen im Frühling auf. Nach dem Einheitsgrau im Winter fallen die gelben Blüten, die Schweizer nennen sie „Glitzerli“, weil sie wie lackiert wirken, auf. Das Scharbockskraut ist giftig, nur die jungen Blätter vor der Blüte können gegessen werden. Scharbock ist eine alte Bezeichnung für Skorbut; das stark Vitamin-C-haltige Kraut war früher auf Seereisen dabei, um diese Mangelkrankheit zu vermeiden.
Der Frauenmantel
Vom Frauenmantel gibt es in Europa über 300 Arten, die ich nicht unterscheiden kann. So muss es hier erst einmal bei der Gattung bleiben. Möglicherweise handelt es sich um den „Gewöhnlichen“ oder auch Spitzlappigen Frauenmantel (Alchemilla vulgaris), der sich im Garten breit macht. Denkbar, dass dies eine verwilderte Verwandte einer ehemaligen Pflanze aus dem Gartenmarkt ist.
Der Frauenmantel ist das ganze Jahr über präsent, legt ab März frische Blätter an und blüht bei mir Ende Mai. Die Pflanze fasziniert aus mehreren Gründen: Sie entfaltet die neuen Blätter auf schöne und zarte Manier und die Pflanze vermag ähnlich dem Acker-Schachtelhalm überflüssiges Wasser aus sich herauszupressen (Guttation).
Der Frauenmantel macht sich im Rasen breit und bleibt dort klein und unscheinbar, weil er ab und zu gemäht wird. An Beeträndern wird er dagegen gut 20 bis 30 cm hoch. Es ist schwer den Frauenmantel wieder loszuwerden, da er sich über unterirdische Rhizome verbreitet, Zieht man an der Pflanze, macht es knack, das Rhizom bleibt drinnen und entwickelt bald neue Sprossen.
Frauenmantel heißt die Pflanze, weil die gefalteten Blätter an den Mantel auf Mariendarstellungen von mittelalterlichen Kunstwerken erinnern.
Die orangen Blüten
Das orangerote Habichtskraut
Die Farbe ist einfach ein Hingucker, die allmähliche Entfaltung der Blüten spannend für die Makrofotografie. Die Pflanze zeigt eigentlich einen Magerrasen an, findet sich mittlerweile aber auch in gut sortierten Gartengeschäften für den Steingarten oder als Bodendecker.
Die Nelkenwurz
Der Fruchtstand der Nelkenwurz bietet mit den außenstehenden Griffelhaken ein prägnantes Bild, das knubbelig runde Äußere erinnert ein wenig an den wollig-runden Fruchtstand der Küchenschelle. Die Echte Nelkenwurz ist eine alte Heilpflanze, aber früher auch als Gewürz im Bier oder anderen Getränken sehr beliebt. Die Wurzeln enthalten einen Stoff, der auch Bestandteil des Nelkenöls ist. Dieser intensive Geruch sorgte dafür, dass die Pflanzenwurzel in finsteren Jahrhunderten auch Zutat des „Malefizpulvers“ war, mit dem böse Geister gebannt werden sollten.
Die Bedeutung der Pflanze für die Insektenwelt ist eher bescheiden, vier Schmetterlingen wie der Dunklen Waldschatteneule dient sie als Futterpflanze. Die Nelkenwurz gibt es in verschiedenen Arten im Gartenhandel zu kaufen, eine schöne „wilde“ Schwester ist die Bach-Nelkenwurz.
Die roten Blüten
Das Balkan-Storchschnabel
Der Balkan- oder Felsen-Storchschnabel ist wahrscheinlich der verwilderte Nachkomme einer Beetpflanze. Hier hat er sich zwischen den Steinen der Treppe und dem steinigen Boden ein Plätzchen gesucht.
Der Dost (Oregano)
Ist das jetzt echter Dost? Also Oregano? Im Garten findet sich der Dost an vielen Stellen, seine Blätter riechen würzig und sein Nektar enthält bis zu 75 Prozent Zucker. Kein Wunder, dass der Dost immer sehr gern von allen möglichen Insekten besucht wird. Er erträgt die Hitze und Trockenheit gut und damit hat er immer einen Platz im Garten. Man bekommt ihn auch als Staudenpflanze in guten Gärtnereien.
Der Rotklee
Niemand hat ihn eingeladen, er ist einfach da und macht sich nützlich: Der Rotklee (Trifolium pratense). Er wird auch Wiesenklee genannt. Im Gegensatz zum Weißklee kann diese Pflanze deutlich höher wachsen, bis zu 70 Zentimetern. Der Wiesenklee gehört zu den beliebtesten Nahrungsgebern der im Garten vorkommenden Insekten. Vor allem die Hummeln sind hier zu finden, ebenso Honigbienen und auch Schmetterlinge.
Der Rotklee gehört wie der Weißklee zu den wertvollen Nahrungspflanzen für Insekten, wird aber auch als Futterpflanze angebaut. Im langen trockenen Sommer hat er letztlich kapituliert, ebenso wie die meisten anderen Wiesenpflanzen und ist vertrocknet, zumindest die oberirdischen Teile der Pflanze.
Das Ruprechtskraut
Das Ruprechtskraut führt auch den wenig schmeichelhaften Namen Stinkstorchschnabel. Tatsächlich besitzt er einen etwas unangenehmen Geruch, vor allem, wenn man sich an seinen Wurzeln zu schaffen macht. Das Ruprechtskraut wächst im Garten nahezu überall, wenn man es lässt. In der prallen Sonne ebenso wie im Schatten, wobei ich die roten Fruchtstände (Storchschnabelartig) noch attraktiver als die rosa Blüten finde. Das Kraut hat eine dicke Wurzel, die abbricht, wenn man sie herausziehen will. Dabei ist es nur ratsam, den Wuchs ein wenig zu begrenzen, denn das Ruprechtskraut macht sich als Schattenpflanze, als Bodendecker oder an unzugänglichen Stellen gut und es versorgt auch noch einige wenige Schmetterlings- und Wildbienenarten. Auch den Großen Wollschweber habe ich schon den Blüten gesehen. Schnecken lassen das Ruprechtskraut in Ruhe. Die Blätter der Pflanze werden bei intensiver Sonne rötlich, eine Art Sonnenschutz.
Das Berg-Weidenröschen
Es gehört zu den Nachtkerzen, findet sich überall, verträgt auch den Halbschatten oder Schatten. Die Blüten sind klein und unscheinbar, besucht werden sie zumindest von Wildbienen oder Schmetterlingen nicht. Die Pflanze ist überall in Europa zu finden, abgesehen von Portugal. Sie blüht im Juni und Juli.
Die Kronwicke
Neben der Vogel-Wicke hat es einen weiteren Hülsenfrüchtler in den Garten verschlagen, nämlich die Bunte Kronwicke (Securigera varia). Die fällt durch ihre doldenartige Blüte auf, bis zu 20 Stück finden sich an einer Pflanze. Die Blätter sind gefiedert, die Wurzeln reichen tief in den Boden. Die Kronwicke macht sich auch im Ziergarten gut, an Zäunen zum Beispiel, an denen sie sich zu einer Höhe bis zu einem Meter hochrankt. Wie die Vogel-Wicke (und allgemein Hülsenfrüchtler) sorgt sie für einen positiven Stickstoffeintrag in den Boden, außerdem festigt sie Böden in Hanglage durch ihre Wurzeln.
Die Bunte Kronwicke ist für zahlreiche Wildbienen und Schmetterlinge eine wichtige Nährpflanze, allein dies sichert ihr Überleben in unserer Wiese. Für Pferde scheint die Bunte Kronwicke gefährlich, ja sogar tödlich zu sein, während Kühe oder Schafe sie fressen können.
Alter Falter
Die blauen Blüten
Das Gefleckte Lungenkraut
Im Schatten oder Halbschatten der Fichten und Ahorne wächst ein einziger Vertreter des Gefleckten Lungenkrauts. Den Beinamen trägt die Pflanze, weil auf ihren Blättern oft weiße Flecken erscheinen. Zahlreiche borstige Pflanzenstengel erklären, warum das Lungenkraut zur Familie der Raublattgewächse zählt.
Das Lungenkraut überrascht einen meist mit zweifarbigen Blüten: Von rot zu blau, manchmal auch mit Zwischentönen befinden sich an ein und derselben Pflanze zwei Farben. Der Farbstoff der Blüte reagiert auf den Säuregehalt der Erde und wechselt von rot (sauer) auf blau (basisch), genauso wie es die Hortensien machen.
Das Lungenkraut enthält viele Gerbstoffe, Mineralien, Kieselsäure und Saponine und wurde früher als Mittel gegen Husten oder Lungenleiden eingesetzt. Den rot und blau gefärbten Blüten verdankt das Lungenkraut die Volksnamen „Hänsel und Gretel“ oder „Ungleiche Schwestern“.
Der Ehrenpreis
Dieser kleine krautige blau-blühenden Ehrenpreis wahrscheinlich der Persischen Ehrenpreis, der erst mit Beginn des 19. Jahrhunderts hier in Mitteleuropa heimisch wurde. In der Wiese gibt es dort, wo die Sonne lang scheint, ein Fleckchen von vielleicht einem Quadratmeter, auf dem sich der Ehrenpreis austobt. Das kann mir nur recht sein, denn seine blauen Blüten sind schon ein wirklicher Hingucker. Vor allem dann, wenn man sich lang auf den Rasen legt und sie auf Bodenhöhe anschaut.
Die Blütezeit reicht von Februar bis Oktober, bei uns ist er im Mai zu beobachten. Angeblich aus dem Botanischen Garten Karlsruhe entwich der Persische Ehrenpreis und verbreitete sich schnell in ganz Mitteleuropa. Seine Herkunft liegt im Kaukasus.
Der Gundermann
Der Gundermann und der Kriechende Günsel … zwei Schmetterlingsblütler mit blauen Blüten, beide zwischen 10 und 30 cm hoch – das sind schon einige Ähnlichkeiten. Der Gundermann hat die runderen Blätter und er riecht aromatisch. Er wurde früher gern als Gewürzpflanze verwendet, ist aber für manche Säugetiere giftig, zum Beispiel für Pferde. Die haben wir bisher nicht im Garten beobachtet, also darf der Gundermann bleiben.
Der Name Soldatenpetersilie weist auf die Nutzung als Gewürzpflanze hin. Sein Geschmack ist eine Mischung aus Minze und etwas Lakritz.
Die Braunelle
Die Braunelle habe ich immer übersehen, sie vielleicht auch dem Günsel zugerechnet. Dabei hat der Lippenblüter seinen eigenen Reiz. In Österreich wird sie manchmal auch Gunzel genannt (2024), was für die Verwechslung spricht. Die Braunelle ist eine alte Heilpflanze und war 2023 „Pflanze des Jahres“ der Loki-Schmidt-Stiftung.
Der kriechende Günsel
Der Kriechende Günsel ist ein Kraut, das immerhin zwischen 10 und 30 cm hoch werden kann. Sobald es sich im Rasen befindet, wird es gern als Unkraut betrachtet. Dabei sind die kleinen blauen Lippenblüten ein Hingucker und können es mit dem Enzianblau aufnehmen. Hummeln besuchen den Günsel, der ab April bis etwa Juni blüht. In früheren Zeiten war der Kriechende Günsel als Heilkraut geschätzt.
Die Vogelwicke
Die Vogel-Wicke findet sich auf der Wiese, ohne jedoch etwas in der Nähe zu haben, an dem sie sich hochranken kann. Meine Wiesen-Vogel-Wicke schafft es vielleicht auf zehn bis zwanzig Zentimeter, je nachdem, wie lange die letzte Mahd zurückliegt. Ihr Samen wird von Vögeln geschätzt.
Sie vermehrt sich mit unterirdischen Ausläufern, ihre Wurzeln reichen tief in die Erde und sind weit verzweigt. Wie andere Wicken lebt sie in Symbiose mit einer Bakterienart. Die übernimmt es, Stickstoff in Ammoniak umzuwandeln, so dass die Pflanze es aufnehmen kann. Dies ist ein Grund, warum Hülsenfrüchte gern zur Gründüngung verwendet werden – über ihre Symbiose mit den Knöllchenbakterien reichern sie den Boden mit Stickstoff an. Auch der Weißklee nutzt diese Kumpelwirtschaft mit den Bakterien. Die Vogel-Wicke dient 17 Schmetterlingen und 12 Wildbienen als Lebensraum oder Nektarlieferant.
Das Veilchen
Ein Veilchen, das ist es sicher, aber welche Art? Ein Hornveilchen oder ein Duftveilchen (Viola odorata). Natürlich habe ich die Blüten fotografiert, ohne die Blätter in Augenschein zu nehmen oder gar an den Blüten zu riechen. Das muss ich nachholen. Es könnte passen, das Foto stammt von Ende März, die Blütezeit der Pflanze liegt zwischen März und April. Sie war handhoch, auch dies passt zum Duftveilchen, das zwischen 5 und 15 cm Höhe erreichen kann.
Die gewöhnliche Kratzdistel
Nektar produziert sie nicht, die Kratzdistel ist eine Pollenproduzentin. Im ersten Jahr habe ich sie vermutlich weggemäht, auch aus alter Gärtnerangst, dass die Disteln überhand nehmen. 2022 habe ich sie stehen lassen, zur Freude einiger Hummeln, Fliegen und auch Schmetterlinge. Eine imposante Pflanze, hoch wachsend und trotzdem stabil.
Die weißen Blüten
Der Spitzwegerich
Wenn es in der Beschreibung von „ausdauernd krautige“ Pflanze die Rede ist, dann hat man es mit einem Gewächs zu tun, dass den Garten nicht freiwillig verlassen wird. Wenn dieses Grün immerhin 23 Schmetterlingsarten zur Nahrung dient, darunter Namen wie „Kleiner Erdröhren-Sackträger“, dann ist das Ausreißen des Spitzwegerichs sinnlos. Jedenfalls aus Sicht des Kleinen Grasbären oder des Roten Scheckenfalters, der leider schon auf der Roten Liste steht.
Die Blätter sind schmal und länglich (lanzettlich) und liegen häufig dicht am Boden. Daraus wachsen blattlose Stängel, an deren Ende sich der walzenförmige Blütenstand befindet. Dessen Staubbeutel ragen weit raus und sind so gut vorbereitet, vom Wind weggetragen zu werden. Der Spitzwegerich war Arzneipflanze des Jahres 2014. Gegen Insektenstiche wirken die zerriebenen Blätter, deren Inhaltsstoffe auch den Hustenreiz lindern.
Das Weiße Waldvögelein
Nach knapp sechs Monaten in Oberkochen sagte sich überraschend ein Gast aus hohem Hause an. Nicht aus dem Top-Adel, aber immerhin. Das Weiße Waldvögelein (Cephalanthera damasonium), eine Orchideenart kam vorbei und blühte ausdauernd und mit vielen Blüten. Die Läuse waren entzückt und in deren Gefolge auch die Ameisen. Die Pflanze mag mildere Regionen und bevorzugt kalkhaltige Böden. Mild finden wir es hier in 650 Metern Höhe zwar seltener, Kalk gibt es hier tatsächlich genügend.
Im den folgenden Jahren blieb der Besuch des Weißen Waldvögeleins aus, bis 2024 wieder eines auftauchte. Die Orchidee ist auch unter den Namen Bleiches Waldvöglein oder Breitblatt-Waldvöglein bekannt. Einen Teil des Kohlenstoffes bezieht die Pflanze aus Wurzelpilzen, die wiederum mit den umliegenden Bäumen verbunden sind.
Das Taubenkropf-Leimkraut
Das Gewöhnliche Leimkraut, das Aufgeblasene Leimkraut oder die Klatschnelke, diese im Detail wunderbare Pflanze hat viele Namen. Als Mitglied der Gattung „Leimkräuter“ ist es z.B. mit der Lichtnelke eng verwandt; beide zusammen sind häufige Wiesenpflanzen.
Als Leimkraut sollte das Taubenkropf-Leimkraut eigentlich klebrig sein, ist es aber nicht. Bei mir wächst sie an mehreren Stellen in der Wiese. Das Leimkraut lockt Bienen und Nachtfalter (daher soll es nachts auch etwas duften), aber auch Hummeln nehmen den Nektar gern. Letztere allerdings beißen ein Loch in den Kelch und holen sich die Nahrung auf dem kurzen Weg, ohne die Pflanze zu bestäuben. Das nennt man „Blüteneinbruch“, verjährt aber im Augenblick der Tat. Jedenfalls ist mir kein Gerichtsurteil in diesem Strafbestand bekannt.
Die Knoblauchrauke
Dort wo Taub- und Brennnessel ihr Quartier aufgeschlagen haben, findet sich auch die Knoblauchrauke. Wie diese schätzt sie frische, stickstoffreiche Lehmböden. Dafür sorgt die Kompoststelle in ihrer unmittelbaren Nähe.
Der Lauchhederich, wie die Pflanze bei Flora Incognita heißt, ist eine wichtige Anflugstation für das Waldbrettspiel und den Aurorafalter. Ersteren habe ich bisher nicht im Garten entdecken können.
Die Blätter der Knoblauchrauke riechen beim Zerreiben nach dem Gewürz, so wie auch Bärlauch. Man schätzte sie früher als Gewürzpflanze und lobte ihre heilenden Kräfte (schleimlösend, antiseptisch). Blätter und Blüten sollten nicht gekocht werden, da sich der scharfe Lauchgeschmack dann verliert. Und auch die Körner lassen sich gut in der Küche verwenden. In Amerika ist die Knoblauchrauke eingeschleppt, man vermutet, von europäischen Einwanderern, die auf die Gewürzpflanze nicht verzichten wollten.
Der Giersch
Die Pflanze löst bei einigen Gartenbesitzern Panik aus, gilt sie doch als Gast, der niemals wieder geht. Das stimmt wahrscheinlich, aber warum auch? Die weißblühende Pflanze lässt sich ganz gut begrenzen, sorgt für frischen Nektar für einige Insekten und soll auch noch gegen Gicht helfen. Im Garten beschattet sie den Fuß eines Hartriegels.
Die Wilde Möhre
Die Wilde Möhre ist ein Elternteil der Karotte, die uns als Gemüse dient. Ihre Blätter riechen würzig, der griechische Name „daucus“ deutet darauf hin. Die Wurzel der Wilden Möhre ist blass, sie hat zu wenig Carotin, um eine orange Farbe zu bekommen. Aber sie ist genießbar.
Die Wilde Möhre ist nur echt mit der dunkelroten Blüte in der Mitte der Dolde. Sie lockt Insekten an, vor allem Sandbienen finden sich an der Pflanze, aber auch Fliegen und Käfer aller Art. Die Dolde fällt aber auch auf, weil sie sich nachts einrollt und ein kugeliges Nest bildet.
Das Scharfe Berufkraut
Komischer Name für ein Kraut, das in unzähligen Arten auf der ganzen Welt vorkommt. Das Scharfe (oder: Echte) Berufskraut hat es sich in dem Steinbett rund ums Haus gemütlich gemacht. Die Blüten sehen ein wenig so aus wie „Gänseblümchen am Stiel“, 30-50 cm wird die Pflanze schon hoch. Sie lässt sich prima entfernen, ein Scheinsieg, denn im nächsten Jahr ist sie wieder da.
Die Schaumkraut
Und plötzlich ist es überall! In den Beeten und auf dem Rasen blüht winzig klein und doch unübersehbar das Behaarte Schaumkraut. Vor 1975 war das Kraut noch sehr selten, hat sich aber seither sehr ausgebreitet. Vielleicht auch, weil sie (laut Wikipedia) ein sogenannter Saftdruckstreuer ist. Das Kraut vermag seinen Samen ähnlich wie das Springkraut wie mit Hilfe einer Mini-Explosion weit zu streuen.
Das Buschwindröschen
Vom nahegelegenen Gehölzrand hat es das Buschwindröschen jetzt in den Garten geschafft, mithin den Fußweg überwunden. Ob der Besuch von Dauer ist? Die Pflanze ist nicht ganz ungefährlich, ihre Teile können Jucken oder Blasenbildung auf der Haut hervorrufen, die Pflanze ist giftig! Dabei ist die Anemone nemorosa Frühlingsbotin schlechthin und es ist eine Wonne, ganze Flächen im Wald plötzlich erblüht zu sehen.
Der Waldmeister
Zwischen April und Mai/Juni blüht das „Wohlriechende Labkraut“, sehr vereinzelt auch hier am Gartenrand, der noch von Bäumen und Sträuchern bedeckt ist. Ein Inhaltsstoff der Pflanze ist das Cumarin, das für den süßen, vanilleartigen Geruch, der auch an frisches Heu erinnert, verantwortlich ist.
Die Ackerwinde
Recherchiert man nach der Ackerwinde, so finden sich mit großer Wahrscheinlichkeit Verben wie „loswerden, rausreißen, entfernen, bekämpfen und vernichten“. Nun bildet die Winde ein Wurzelwerk, das bis in zwei Meter Tiefe reicht, sich knotig verdickt und immer wieder Ableger bildet. Die Pflanzen „erwürgen“ keine Nachbarn, können ihnen aber Nährstoffe und Licht rauben. Wäre da nicht diese schöne Trichterblüte, die für einen Tag so zartrosa bis weiß strahlt. Also blieb sie drin, bis auf ein Exemplar für das Foto. Die Ackerwinde ist eine Heilpflanze, unter anderem enthält sie psychoaktive Alkaloide.
Die Walderdbeere
Die Wiese beherbergt auch die Walderdbeere, die Ende Juli und August dann die tollen roten Früchte hervorbringen. Leider werden auch die Walderdbeeren „Opfer“ des Mähens, auch wenn wir dieses Wiesekürzen schon reduziert haben. Die Erdbeeren sind sehr klein, meist lassen wir sie an der Pflanze, da auch andere Gartengäste wie die Vögel sie gern genießen. Aber auch Ameisen und Schnecken finden sich an den Früchten. Walderdbeeren auf Gemälden mit christlichen Motiven stehen für gute und fromme Gedanken und sind meist Maria zugeordnet. Früher, vor der Entdeckung der Chile-Erdbeere (unserer heutigen Haupterdbeere) versuchte man, die Walderdbeeren zu kultivieren.
Das Gänseblümchen
Das Gänseblümchen sind wohl in nahezu jedem Garten zu Hause. Und zu nahezu jeder Zeit. Am 29. Oktober gab es sie, ebenso jetzt Ende Februar. Der lateinische Zusatz „perennis“ bezieht sich auf diese Ausdauer.
Gänseblümchen im Rasen zeigen an, dass dem Boden Nährstoffe fehlen. Für Rasenbesitzer ein Zeichen, hier mit Langzeitdünger nachzuhelfen. Die sauer eingelegten Knospen finden als Kapernersatz Verwendung auf der Speisekarte, geöffnete Blüten kann man dem Salat beimischen.
Der Weißklee
Im Grunde gilt all das, was auch für den Rot- oder Wiesenklee gilt: Auch der Weißklee (Trifolium repens) wurde nicht eingeladen, ist aber ständiger Gast im Garten, er nimmt viel Raum ein und er macht sich nützlich. Zum einen führt er dem Boden Sticksto! zu (also Dünger), zum anderen bewirtet er Insekten, vor allem Hummeln und Bienen sind häufig an seinen Blüten zu finden.
Rausrupfen bringt nichts, denn der Weißklee wurzelt über einen halben Meter tief. Aber man kann ihn so ein wenig in Schach halten.
Werner Volmari
Fotografie