Marseille 1940

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Wusste ich, dass deutsche jüdische Autoren und Künstler über Marseille ausgereist sind, vor den Nationalsozialisten flohen, viele über Paris? Klar wusste ich das, aber nachdem ich das Buch von Uwe Wittstock gelesen habe, weiß ich, dass ich nichts wusste. Manchmal (oft?) kennt man einen Sachverhalt und die Kenntnis geht über einen Satz nicht weit hinaus.

Uwe Wittstock erzählt, wie der Amerikaner Varian Fry in Marseille ein Fluchthilfeorganisation aufbaut, erklärtermaßen, um vor allem die geistige Elite Deutschlands zu retten. Diejenigen, die auf den Listen der Gestapo standen, Menschen wie Lion Feuchtwanger, Franz Werfel, Heinrich Mann oder Hannah Arendt, Walter Benjamin, Anna Seghers oder der Maler Max Ernst. So viele bedeutende Menschen, die zum Teil in Lagern des Vichy-Regimes festgesetzt waren. Es gab Hindernisse für Varian Fry zu überwinden, die Franzosen erteilten kaum Ausreisevisa, die Amerikaner wollten keine Kommunisten und auch unverheiratete Paare passten ihnen nicht in puritanische Bild. Auch die Persönlichkeiten der Künstler war nicht immer einfach, manche waren (zu Recht) rasend vor Angst, andere glaubten nicht recht daran, dass einem Autoren von Weltrang etwas geschehen könne.

Ein Buch, dass den Leser in der heutigen Zeit fassungsloser macht denn je. Ein Buch über eine ferne Zeit, die näher scheint, als man es wahrhaben will.

Uwe Wittstock: Marseille 1940
C.H. Beck, 2024

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