Moondog

Als ich Moondog das erste Mal hörte, war ich elektrisiert. Dieses einfache Spiel, klare Struktur, kanonartige Wiederholungen, Instrumente, die wie Kinderspiel klingen, dazu oft eine Begleitung mit einer Trommel – das klang schon schräg, aber auch hypnotisch. Spinner halt, aber interessant.

Moondog, wie sich Louis Thomas Hardin nach seinem Hund nannte, der den Mond mit Hingabe anheulte, war im Jugendalter erblindet. Sieht man auf den Plattencovern Fotos des alten Mannes, muss man unwillkürlich an Gandalf, den Zauberer aus „Herr der Ringe“ denken. Moondog lernte die Musik in der Blindenschule, brachte sich das Notieren der Musik in Blindenschrift bei, ohne dazu ein Instrument zu benötigen.

Seine Anfänge liegen in New York, in Manhattan an der Ecke 6th Avenue/54th Street, wo er als Straßenmusikant bald bekannt wurde. Angeblich schaltete ein Hotel in New York eine Anzeige, es sei gegenüber von Moondog zu finden. Er bildete sich weiter, konnte als geduldeter Gast in der Carnegie Hall Proben miterleben und erlernte so die Grundzüge der Orchestrierung. Anfang der 1950er bis Ende der 1960er Jahre nahm Moondog einige Platten auf, bei durchaus anerkannten Labeln wie Prestige oder Columbia.

Hörbeispiele „Moondog: in Europe

Der Mann, der die Wikinger bewunderte und sich auch gern so ausstaffierte, kam 1974 auf Einladung des Hessischen Rundfunks nach Deutschland und blieb für den Rest seines Lebens. In Hamburg, dann in Münster und später in Recklinghausen fand er Freunde, die ihm seine Musik ermöglichten. In New York wurde er vermisst und auch schon für tot erklärt, so von Paul Simon in einer Talkshow, wie Wikipedia schreibt. Dort findet sich auch eine ausführliche Würdigung des Musikers, der über 50 Sinfonien schrieb. Und den „Spinner“ vom Anfang des Artikels hier nehme ich zurück und bleibe in tiefer Bewunderung eines Menschen, der sich so viel selbst beigebracht hat, der seinen Überzeugungen treu blieb und uns eine interessante Musik hinterließ. Moondog starb 1999. Der WDR brachte zehn Jahre später ein „Zeitzeichen„, die TAZ würdigte Moondog in einem wunderbar ausführlichen Artikel.